Heute widme ich mich mal einem Thema, das mich schon länger umtreibt. Oder sollte ich besser sagen, dass mich dieses Thema ständig beschäftigt? Denn seit ich vor neun Monaten Mutter wurde, gibt es eigentlich nur eine Sache, die für ausreichend Energie an kräftezehrenden Tagen und in still-intensiven Nächten sorgt. Die meine Akkus zuverlässig wieder auflädt und die Laune auch aus sehr tiefen Kellern holt.
Erwartet ihr jetzt einen schnulzigen Artikel, in dem ich von der unfassbar aufbauenden Liebe Papa Juniors oder dem zufriedenen Lächeln meines Babys schwärme? Der davon handelt, wie das Wohlergehen meines Juniors größte Kraftreserven in mir freisetzt und mich Tag für Tag motiviert? Wenn ja, dann muss ich euch an dieser Stelle enttäuschen. Denn hier kommt nun eine Liebeserklärung an diese eine Sache, die mir in den letzten Monaten so oft half und noch immer hilft: Das Essen.
Zugebenermaßen kann man in diesem Falle wohl von einer Hassliebe sprechen. Denn ganz ohne schlechtes Gewissen und das Gefühl, die gefräßigste Frau der Welt zu sein, gebe ich mich dem Genuss nicht hin …
„Eine Geburt oder der Babyalltag sind doch keine Ausreden um sich gehen zu lassen!“
Ja, ich gebe es zu: Wenn mir eine Mama, in meinem früheren Leben vor Juniors Geburt, von ihrem Leid mit den Babypfunden klagte, dachte ich mir: „Dann streng dich halt an. Mach Sport, iss vernünftig. Dein Alltag mit Kind(ern) ist stressig? Pah – ich bin im Gegensatz zu dir Vollzeit berufstätig und schaffe es ja wohl auch zum Sport. Da ist das mit einer 30 Stunden Woche wohl machbar.“
Aus heutiger Sicht finde ich es unfassbar, dass ich wirklich so dachte. Immerhin war ich mir jedoch bereits damals darüber im Klaren, dass niemand so etwas hören möchte. Diese Gedanken habe ich also – glücklicherweise – nie ausgesprochen. Hätte ich es getan, würde ich nun die Rache der Betroffenen fürchten (wir wissen ja das Mütter sehr fies werden können, wenn sie es möchten). Das „Gejammer“ habe ich also über mich ergehen lassen und verständnisvoll genickt.
In meinem Kopf zementiert war jedoch folgender Satz: „Eine Geburt oder der Babyalltag sind doch keine Ausreden um sich gehen zu lassen“. Ich hielt es für ungeheuer wichtig, dass man sich selbst und sein Erscheinungsbild auch als Mama nicht vernachlässigt. Warum sollte man weniger Sport treiben nur weil man ein Baby oder mehrere Kinder hat? Wieso verliert Make-Up und eine schöne Frisur für einige Mütter an Bedeutung? Und ist eine gesunde Ernährung nicht insbesondere für Mütter wichtig?
Es ging mir einfach nicht in den Kopf, warum die Mutterschaft so oft als Grund herhalten muss für die Unzufriedenheit mit dem eigenen Spiegelbild. Und noch weniger verstand ich, warum Mütter, die ihre Unzufriedenheit kundtun und sich des „Problems“ somit ja eindeutig bewusst sind, nichts ändern. Mich beschlich als kinderlose, junge und komplett ahnungslose Frau dieses Gefühl, dass Mütter irgendwie komisch sind. Und ich stellte mir die Frage:
Macht das Muttersein faul?
Es ist so unfassbar lustig, wie weit meine Vorstellungen von der Elternzeit und dem ersten Jahr mit Baby vor meiner Schwangerschaft von dem entfernt waren, was nun mein Alltag ist. Ich fasse es mal kurz für alle Kinder- und somit Ahnungslosen zusammen (ihr Mamas und Papas wisst Bescheid und könnt die folgende Zeilen auch überfliegen): Nie war ich so fleißig in meinem Leben wie seit Juniors Geburt. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, was man an einem Tag alles schaffen kann, wenn man denn muss.
Kugelrund und diszipliniert bis in die geschwollenen Zehenspitzen
Und nun kommt sie also doch. Die Rache aller Mütter, die ich mit meinen lächerlichen Gedanken rund um Babypfunde und Co. abstrafte (ja, ich habe es nie ausgesprochen – doch schon mal was von Karma gehört?). In meiner Schwangerschaft bekam ich nun eine erste Vorstellung davon, wie es ist, wenn man nicht essen möchte, sondern MUSS. Immerzu. Ganz viel. Gesundes und ungesundes Zeug. Das was halt da war.
Jedoch verbot ich mir in den 39 immer runderen Wochen den ungehemmten Genuss so gut es ging. Denn überall war zu lesen, dass Mama sich beherrschen sollte, wenn sie denn in wenigen Jahren nicht mit adipösem Kind durch die Straßen laufen möchte (Na toll – wie immer ist Mama die Schuldige).
Fast genauso wichtig wie die künftige Gesundheit meines Kindes war mir allerdings meine Figur. Hierzu muss ich kurz erklären, dass ich nur ein Jahr vor der Schwangerschaft 20 Kilo abgenommen und somit endlich mein Wohlfühlgewicht erreicht hatte (also das Wunschgewicht war ein Jahr vor der Schwangerschaft erreicht und es dauerte ein Jahr bis dahin). Aus diesem Grund war auch die für mich dümmste Reaktion auf die Verkündung meiner Schwangerschaft „Ach wie lustig! Erst hast du so viel abgenommen und jetzt kommt alles wieder drauf.“ Nee, du Horst! Ich nehme ja nicht Fett zu während meiner Schwangerschaft (so zumindest mein ehrgeiziger Plan). For your information: In mir wächst Leben heran mit allem was eben so dazugehört. Denkt jetzt nicht, dass ich mir die „lustige“ Feststellung nur einmal anhören musste.
Eine aufbauende Bemerkung, die wohl auch erst auf den zweiten Blick ihren Zauber entfaltet, kam dann auch von meinem Papa: „Weißt du Jana, dadurch das du ja mal dick warst und dein Bauch Dehnungsstreifen hat, reißt der bestimmt nicht weiter in der Schwangerschaft. Also schon mal eine Sache weniger, die dich in dieser Zeit stört.“ Ähm ja. Stimmt sogar. Wenn das kein Grund zur Freude ist.
Bevor ich nun aber abdrifte: Während meiner Schwangerschaft ging ich also regelmäßig weiterhin ins Fitnesscenter und machte Sport (natürlich in Absprache mit meiner Ärztin). Meine Motivation war sehr groß, denn neben den erhofften Vorteilen für mein Baby (Bewegung beruhigt und bietet wohl noch mehr Vorteile) sowie das Erscheinungsbild meines Körpers, las ich immer wieder, dass fitte Mamas die Geburt besser überstehen. Da Juniors Geburt super lief, denke ich bis heute, dass der Sport vielleicht wirklich einen positiven Einfluss hatte.
Mir gelang es auch erstaunlich gut, mich beim Essen zu beherrschen. Bis auf eine Ausnahme futterte ich nie in der Nacht. Süße ungesunde Leckereien gab es nur als Nachtisch zur Mittagszeit. Und Abends schaffte ich es immerhin einige Male pro Woche, die Kohlenhydrate zu meiden. Und so nahm ich, für mich vollkommen vertretbare, 20 Kilo in meiner Schwangerschaft zu. Auf das Kilogramm genau wog ich unmittelbar vor Juniors Geburt so viel, wie vor knapp zwei 1/2 Jahren zu Beginn meiner Ernährungsumstellung und neu entdeckten Bewegungsfreude.
Wabbelig weich und so unfassbar hungrig
Im Wochenbett begann dann jedoch etwas, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich hatte Hunger. Immer. Wirklich immer. Tagsüber. In der Nacht. Nicht Appetit. Riesigen Hunger. Die Zeit zum Essen war nun aber zwischen Dauerstillen, Wickeln (wir starteten ja erst später mit Windelfrei) und der Beruhigung unseres winzig kleinen Juniors stark begrenzt. Es mussten also Speisen her, die schnell zubereitet sind und eine ordentliche Energiedichte aufweisen. Meine weiteren Ansprüche ans Essen bestanden darin, dass es die Laune verbessert und lecker schmeckt. Nährwerte? Waren mir komplett egal. Und so futterte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Müsli, Obst, Pasta, Schokolade, Brot mit Käse und Wurst … Diese Liste ließe sich ewig fortführen. Nie in meinem Leben war ich dermaßen gierig auf Nahrung.
Und jetzt kommts: Obwohl ich also relativ viel gegessen habe, nahm ich nach Juniors Geburt ab. Zunächst langsam, jedoch beständig. Ab Stillmonat sechs purzelten die Pfunde dann rasant. Wahnsinn! Zwar habe ich ständig gelesen, dass stillende Mamas bis zu 600 Kalorien am Tag mehr als üblich futtern dürfen. Dieses Wunder der Natur dann aber am eigenen Leib zu sehen hat mich dann doch erstaunt (und natürlich begeistert).
Leider ersetzt auch das ausdauerndste Stillen jedoch nicht den Sport. Soll heißen: Die Pfunde purzelten. Aber die Haut wurde nicht straffer. Für den Aufbau von Muskeln reicht wohl auch der stressigste Alltag als Mama nicht aus. Eine Ausnahme bildet hier mein Rücken. Durch das tägliche Tragen Juniors im „Bondolino„* ist dieser stark und kräftig geworden. Auf Dauer komme ich wohl aber nicht um eine alltagstaugliche Sportroutine herum. Diese wäre bei meinem Konsum an Süßkram auch wirklich dringend zu empfehlen …
Auf Mamas Speiseplan? Alles was fett macht!
Nun musste ich nie lange überlegen, um einen Grund fürs Naschen zu finden. Seit Junior jedoch mein Leben bereichert, ist es für mich schwieriger keinen Grund fürs Naschen zu finden. Puuh – der Tag war sooo anstrengend: Erstmal ein Stück Schoki. Ach, heute war so ein schöner Tag. Da sollte ich mir was Leckeres gönnen. Leben genießen und so: Erstmal zwei Kugeln Eis. Mit Papa Junior einen Streit gehabt? Ein Kakao bringt mich wieder runter. In der Öffentlichkeit gestillt und einen dreisten Kommentar kassiert? Blutdruck und Puls erstmal mit etwas Süßem senken.
Bei den Hauptgerichten sieht es nun auch alles andere als kohlenhydratreduziert oder fettarm aus. Ich koche zwar jeden Tag frisch seit Junior mit uns isst. Doch natürlich serviere ich meinem Baby keine Diätkost. Und wer jetzt so kluge Tipps parat hat wie „Lass doch dann einfach die Nudeln für deine Portion weg und iss nur die Tomatensoße.“, dem entgegne ich: ICH HABE ABER HUNGER AUF NUDELN!
Ja, wenn ich hungrig bin werde ich gern auch etwas ruppig. Vor allem seit ich Mama bin. Da kriegt Papa Junior dann schon mal im Befehlston die Anweisung, UN-VER-ZÜG-LICH den Späti ums Eck aufzusuchen und ungesunde Dinge für mich zu kaufen. Als er es einmal wagte, kleinlaut zu fragen, was es denn sein solle, brüllte ich „Wir sind 10 Jahre zusammen. Du weißt doch, was ich mag. Kauf einfach alles was fett macht!“ (Sorry Schatz, falls ich noch nicht dazu gekommen sein sollte).
Das eine Änderung meines Essverhaltens unumgänglich ist, wurde mir in folgender Situation klar: Ich hatte gerade das letzte Stück meiner Lieblingsschokolade verputzt als Papa Junior mich fragte, ob er noch etwas vom Späti für mich mitbringen soll. Ich antwortete, dass ich gern Eis hätte. Papa Junior schaute mich entnervt an. Denn bei ihm kam wohl nicht viel an außer „Mampf Mampf Mampf“.
Er sagte: „Ich verstehe dich mit vollem Mund nicht, Schatz“. Oh weh – hatte ich gerade echt zuckrigen Nachschub geordert? Nur wenige Sekunden nachdem ich meine Vorräte aufgebraucht habe? Doch schon einen kurzen Augenblick später setzte mein Verstand wieder aus und somit blieb es bei meiner Eisbestellung. Mit nun freiem Mund und zuckersüß sagte ich zu Papa Junior, dass ich gern dieses leckere Eis mit Keksstückchen hätte. Als die halbe Packung dann jedoch von mir verputzt war, klopfte mal wieder das Gefühl an, dass es so nicht weitergehen kann.
Wer keinen Späti ums Eck hat, den zu teuer findet oder den Lebensmitteleinkauf für die Familie entspannt erledigen möchte, dem empfehle ich den Lieferservice von „REWE“. Seit 2014 nutze ich den praktischen Service. Durch viele Verbesserungen in letzter Zeit kann ich euch das ausprobieren wirklich ans Herz legen.
Genervt? Glücklich? Als Belohnung? Fürs Eis essen fällt mir immer ein Grund ein.
Angst vor dem Stillende
Immerhin hat sich das mit dem Futtern etwas gebessert seit Junior größer ist. Denn ich möchte nicht ständig Süßkram vor ihm essen. Also wird gesündigt wenn der Kleine schläft. Mein Problem bleibt jedoch, dass es einfach zu schön ist, die sonst so speckigen Konsequenzen übertriebener Süßigkeiten-Abhängigkeit als stillende Mama derzeit nicht voll ausbaden zu müssen.
Ich habe mir allerdings fest vorgenommen, die Süßigkeiten an einigen Tagen in der Woche aus meinem Speiseplan zu verbannen. Denn irgendwann werde ich nicht mehr stillen (ehrlich gesagt kann ich mir das noch überhaupt gar nicht vorstellen, obwohl unser Stillstart gar nicht so leicht war). Und ich starte lieber jetzt mit einem schrittweisen Abschied von der fast reuelosen Schlemmerei. Denn für einen kalten Entzug bin ich als Zuckersüchtige einfach nicht gemacht.
Und wie ist das bei euch? Futtert ihr auch ohne Ende Süßkram und „belohnt“ euch gern im stressigen Alltag als Mama mit Ernährungssünden? Oder habt ihr eure Balance nach der Geburt eures Babys bereits wieder gefunden und versteht gar nicht wovon ich hier schreibe? Ich freue mich über eure Erfahrungen!
Zuckrige Grüße von eurer Jana
P.S.: Während ich diesen Blogartikel (in drei Etappen) schrieb, trank ich insgesamt zwei Tassen Kakao und futterte fünf Stücken Schokolade
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