Vier Monate vor dem Kita-Start: Endlich – die Kitaplatzsuche hat ein Ende!
In wenigen Tagen beginnt die Kita-Eingewöhnung. Und ich wundere mich neben aller Vorfreude darüber, wo denn die Zeit geblieben ist.
Wir alle kennen es. Dieses Hochgefühl, wenn man monatelang auf etwas hingearbeitet hat und das gewünschte Ergebnis die Folge ist. Und Lohn aller Mühen. Die Situation in Sachen Kita (wahlweise Hebammen, Verwaltung, Flughafen, Radwege …) ist in Berlin, nett formuliert, sehr angespannt. Ein Online-Vergabesystem, welches von den Bezirksämtern koordiniert wird, könnte aus meiner Sicht sehr helfen sowohl Eltern als auch Kitas zu unterstützen. Doch das ist ein anderes Thema und führt an dieser Stelle zu weit. Zurück zur chaotischen und katastrophalen Suche nach einem Kitaplatz, die so vielen Eltern in dieser Stadt das Leben unnötig schwer macht.
Schon während meiner Schwangerschaft begannen Papa Junior und ich ja optimistisch mit der Suche. Wir ahnten nicht, wie viele Stunden diese insgesamt beanspruchen würde. Und wie viele Zeilen einer Excel-Tabelle mit dem Namen „Kita Wartelistenorga“.
Es war einer dieser sich in diesem Monat häufenden Momente, in dem mir mitgeteilt wurde, dass das mit dem Kitaplatz in Einrichtung XYZ aussichtslos sei. Die Gründe variierten stets ein wenig. Das niederschmetternde Ergebnis blieb.
„Bis 2020 haben wir Aufnahmestopp!“
„Sie sind Platz 641 auf der Warteliste. Es könnte in diesem Jahr also schwierig werden mit einem Platz.“
„Geschlecht und Alter ihres Kindes passen leider nicht in unsere Gruppe.“
„Wir hätten Platz. Jedoch haben wir zu wenig Erzieher*innen. Dadurch können wir vorerst keine weiteren Kinder aufnehmen.“
„Wir bevorzugen Kinder, welche die Bilingualität, die unsere Einrichtung lebt, bereits von Geburt an aus dem Elternhaus kennen. Ist das bei Ihnen der Fall? Welchen Bezug haben Sie zur Sprache?“
Ich fasse mich zur Abwechslung mal kurz: Ich hatte genug. Genug von immer gleichen E-Mails, Telefonaten und persönlichen Schleim-Castings in mancher Einrichtung. Trauriger Höhepunkt der Suche? Geschlagene 90 Minuten mit 100 anderen Eltern (plus Kindern) zunächst bei Minusgraden vor, dann in einer kleinen Elterninitiative Schlange stehen. Bekanntermaßen lieben Kleinkinder ja warten, sich nicht bewegen dürfen und viele unbekannte Menschen in großer Enge. *Ironie off* Die Warterei um ein Foto mit Kind knipsen zu lassen, Kontaktdaten zu hinterlassen – und beim Nachhaken nach einiger Zeit die Absage zu kassieren (die mich nun aber nach dieser Casting-Art gar nicht mehr so traurig stimmte), läutete meine ganz persönliche Trotzphase in Bezug auf das leidige Thema Kita ein.
Tja, in der Rückschau bin ich sogar (fast) dankbar für diese Erfahrung. Denn wäre ich nicht dermaßen frustriert und möglicherweise auch ein kleines bisschen verzweifelt gewesen, hätte ich an diesem Vormittag bestimmt nicht zum Telefon gegriffen. Gedanklich bereits mit der Frage beschäftigt wie lange ein durchschnittliches Gehalt denn noch reicht zum Leben für Kleinfamilie Patschehand, rief ich in den Kitas an, die ganz oben auf meiner Wunschliste standen. Trotzig dachte ich: Wenn es dort nicht klappt, dann soll es eben nicht sein (wobei mir dieser Gedanke in der Rückschau nicht besonders zielführend erscheint). Meine gefilterte Excel-Tabelle spuckte vier Kitas in Friedrichshain aus. Zu verlieren hatte ich ja nichts.
Nach dem zweiten Gespräch hatte ich zu meinem eigenen Erstaunen ein gutes Gefühl. Was an der knappe halben Stunde freundlichen Gesprächs mit der Leitung gelegen haben könnte. Ein Thema war unter anderem die hohe Belastung im Arbeitsalltag für Erzieher*innen (Wie einige von euch wissen, hatten wir ja bereits früher eine Zusage in einer Elterninitiative etwas weiter entfernt. Ein Burn-Out sowie chronische Krankheiten der gesamten Belegschaft sorgten jedoch für viele Probleme. Und für die Absage). Die zwei ausstehenden Anrufe ließ ich dann auch gleich mal sausen. Meinem Gefühl vertrauend. Diesmal ließ es mich auch nicht im Stich. Denn einige Wochen später trudelte nach einer Spielstunde in der kleinen, liebevollen und nahe gelegenen Kita die Zusage in mein Mail-Postfach.
Flott wurde der Vertrag unterzeichnet. Unglaublich erleichtert und froh, dass die leidige Suche endlich ein Ende hat, genoss ich das eingangs erwähnte Hochgefühl. Die ganze Mühe war letztlich nicht umsonst. Ich beschloss die verbleibenden Monate bis zum Kita-Start voll auszukosten …
Kleiner Exkurs: Buchtipp rund um die Suche nach und den Start in der Betreuungseinrichtung
Bevor ich gleich ehrlich über meine Gefühle in den Monaten, Tagen und Wochen vor Kita-Start berichte, möchte ich allen Eltern noch einen Buchtipp rund um das Thema Kita mit auf den Weg geben (in meiner Babybibliothek gibt es übrigens noch mehr davon):
Aylin Lenbet ist es gelungen, einen Ratgeber zum Thema Kinderbetreuung zu verfassen, der nicht belehrt oder bewertet. Was bei diesem sensiblen und teilweise gar heiklen Thema schon eine Leistung ist.
Fachlich fundiert stellt die Autorin die verschiedenen Betreuungsformen und pädagogischen Konzepte dar, erklärt was bei der Eingewöhnung wichtig ist und lässt immer wieder Eltern mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen. Der Ratgeber begleitet bei der Suche nach der richtigen Einrichtung und hilft beim Abwägungsprozess. Toll finde ich, dass die Autorin Familien darin bestärkt, ihren eigenen individuellen Weg zu gehen.
Besonders spannend fand ich übrigens den Blick über die Landesgrenze hinaus in andere Nationen. Wie sieht es in Frankreich, Schweden oder Japan mit der Kinderbetreuung aus?
Zwei Monate vor der Eingewöhnung in die Kita: Mama zählt die Tage
… Was dann im Leben mit Kleinkind an manchen Tagen ehrlicherweise eine echte Herausforderung darstellte. Ja, in manchen Wochen auch an vielen. Es häuften sich die Momente, in denen mich danach sehnte, einfach mal wieder in Ruhe ein paar klare Gedanken fassen zu können. Mehreren Stunden am Stück Tätigkeiten nachzugehen, die nicht mit Junior oder dem Haushalt zu tun haben. Und das auch noch planbar sowie regelmäßig.
Immer häufiger spürte ich, wie sehr mich die Tage mit Junior an meine Grenzen brachten. Ein Kleinkind mit fast 20 Monaten auszulasten, ist tatsächlich eine zeitlich umfängliche und körperlich anspruchsvolle Aufgabe. Vormittags raus, Essen zubereiten (im Zweifel mit nörgelndem Kleinkind – was übrigens für jeden Punkt hier gilt) & futtern. Danach Mittagsschlaf, kleiner Snack nach dem Aufwachen, am Nachmittag nochmal Programm. Anschließend das Abendessen zubereiten & futtern, ruhiges Spielen, das Kind fürs Bett vorbereiten, Einschlafbegleitung … Dann käme theoretisch Paarzeit oder Zeit für mich (bis das so viel lernende Kleinkind wieder erwacht und „Mama“ ruft). Die Betonung liegt wohl bei vielen müden Kleinkind-Mamas auf theoretisch.
Wie anstrengend die Betreuung eines Kleinkindes tatsächlich sein kann, war mir bis zu diesen besonders kräftezehrenden Phasen natürlich nicht bewusst. Dass Working Moms nicht unbedingt mehr Me-Time oder Entspannung in ihrem Alltag erleben als ich war mir dabei selbstverständlich stets bewusst. Doch so ein Tag im Büro mit planbarer Pause und der Möglichkeit der selbstbestimmten Einteilung der anfallenden Aufgaben erschien mir in diesen anstrengenden Tagen merkwürdig oft als geradezu paradiesischer Zufluchtsort.
Ja, ich will euch die Wahrheit sagen: Ich zählte die Tage bis endlich die Kita beginnt. Zu groß war mittlerweile meine Sehnsucht nach Abwechslung und ein paar Stunden ohne Junior. Zu schön war der Gedanke endlich wieder etwas zum Familieneinkommen beizusteuern und auch außerhalb meiner Mama-Rolle wahrgenommen zu werden.
Doch natürlich meldete sich immer wieder dieser dauernde Mama-Begleiter. Die Rede ist, wie sollte es auch anders sein, vom schlechten Gewissen. Darf ich als „gute Mama“ überhaupt so denken? Was läuft denn bitte falsch, wenn eine Mama sich auf die Momente ohne ihr Kind freut? Statt dankbar und voller Demut lieblich und beseelt lächelnd durch die Tage mit Junior zu hopsen, beklage ich mich also während meiner langen Elternzeit über Erschöpfung oder fehlende Abwechslung. Darf ich das überhaupt?
Noch immer hadere ich mit dem Eingeständnis, dass ich mich sehr auf den Kita-Beginn freue. Wenn auch nicht mehr so schlimm wie vor einigen Wochen. Mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es vermutlich gar nicht so wenigen Mamas ergingt oder ergeht wie mir. Doch wie so oft, verhindert die Angst vor dem Entzug des „Gute Mama“-Labels wohl einen ehrlichen und offenen Austausch. Nur ist es leider so, dass Gefühle durchs Schweigen nicht verschwinden.
Statt mich nun selbst zu verurteilen, sehe ich meine Gedanken jetzt als eindeutiges Zeichen dafür, dass ich zum Loslassen bereit bin. Was zwar sicherlich nicht allein für einen gelungenen Kita-Auftakt sorgt. Jedoch eine wichtige Voraussetzung für einen solchen darstellt.
Ein Monat bis zum ersten Kita-Tag: Huch, wo ist die Zeit geblieben?
Erkenntnisse wie diese kommen wohl immer plötzlich. Die Tage vergingen. Manchmal zogen sie sich wie Kaugummi. Doch die Wochen rasten trotzdem gefühlt an mir vorbei. Die Sommerhitze ließ einiges langsamer gehen. Die Abende mit Kleinkind länger werden. Und schmolz die To-Dos auf fast magische Weise auf ein Minimum. Unverhofft kamen sie dann doch noch. Die schönen Momente mit Junior. Die, in denen endlich genug Raum da war, um sich einfach an diesem wachsenden, tollen und noch so kleinen Menschen zu erfreuen. Ein Blick auf den Kalender ließ mich an einem dieser Schwitze-Hitze-Tage zusammenzucken. In nur einem Monat wird mein Junior Kita-Kind.
Wehmut schlich sich neben all der Vorfreude in mein Herz. Bald schon endet die Zeit, in der ich so viel wie nie zuvor gelernt habe. Auch in Bezug auf mich selbst. In der eben nicht nur mein Baby zum Kleinkind wurde. Sondern auch ich als Mama gewachsen bin.
An diesem Nachmittag kramte ich nach langer Zeit wieder in unserer Fotobox. Schlug die Fotobücher auf. Durchforstete die viel zu volle Galerie auf meinem Smartphone. Wie klein mein Baby einmal war. Vor allem staunte ich auch über mein Gefühl, dass zwischen diesen Fotos und heute eine Ewigkeit liegt.
Ist all das wirklich in nicht einmal 22 Monaten passiert? Und wie werden wohl die Fotos aussehen, die in den nächsten 22 Monaten entstehen? Ich begann zu schluchzen bei dem Gedanken, dass ich unweigerlich eben nicht mehr hautnah jedes neu erlernte Wort und jede neue Fähigkeit meines Kindes zuerst miterleben werde. Junior bekam natürlich mit, dass mit Mama etwas nicht stimmte. Irritiert betrachtete er mich, sagte „Mama auuua“ und begann mich „Aiiiii, aiiii“ sagend zu streicheln. Und ohne diesen wunderbaren Schatz werde ich bald einige Stunden wochentags verbringen?
Zwei Wochen bleiben noch: Zwischen Kita-Checklisten-Abarbeitung und entspannten Tagen
Weiter schwankend zwischen der Freude auf den ersten Tag in der Kita und Abschiedsschmerz verstrichen die heißen Juli-Tage. Als nur noch zwei Wochen blieben, begann ich dann mit der Abarbeitung der Kita-Checkliste. Was muss noch besorgt werden? Welche Termine sind vorher noch zu abzuhaken? Und wie möchte ich eigentlich diese letzten Tage vor der Kita mit Junior verbringen?
In 12 Tagen beginnt Juniors Eingewöhnung. So gut ich kann, will ich den Mama-Alltag mit meinem Kleinkind bis dahin genießen. Auch damit ich nicht so schnell vergesse, was ich doch an dieser einmaligen Zeit hatte. Gleichzeitig will ich mir diese Vorfreude auf das was da kommt bewahren. Den Blick aufs Positive richten. Offen und vertrauensvoll in dieses neue Kapitel gehen.
Doch ganz gleich wie groß die Vorfreude auf den 15. August auch in letzter Zeit gewesen sein mag und manchmal noch ist. Eines weiß ich schon jetzt: Es wird diese Tage geben, an denen ich seufzend an genau die letzten 22 Monate denken werde. Und sie vermisse. Die schrecklich schöne und manchmal schön schreckliche Zeit bevor Junior ein Kita-Kind wurde. Dieses Wissen ums Vermissen macht es mir leichter. In diesen wenigen Tagen bis zur Eingewöhnung in der Kita.
Und wie ist oder war das bei euch? Könnt ihr meine ambivalenten Gefühle vor Kita-Beginn nachvollziehen? Oder war das bei euch ganz anders? Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare!
Mit gemischten Gefühlen grüßt euch
eure Jana
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