Los Angeles, Südfrankreich, die Cook-Inseln – was klingt wie die Reiseziele meiner ungebundenen und kinderlosen Freunde ist in Wahrheit eine kleine Auswahl der Destinationen, in denen bekannte Eltern mit ihren wenige Monate alten Babys einen Teil ihrer Elternzeit verbringen. Da komme ich schon ins Grübeln …
Monatelang quer durch Europa reisen in der Elternzeit?
Beim letzten Treffen mit den Frauen, die ich im Geburtsvorbereitungskurs kennenlernte, begann die Zeit der Abschiede. So frohlockte eine Mama, dass sie in wenigen Tagen mit Sohnemann und Papa eine längere Reise unternimmt, bevor die Elternzeit dann endet und sie wieder arbeiten gehen muss (etwas Sorge war jedoch auch zu hören, denn eine Betreuung ihres Schatzes ist noch nicht gefunden und die Situation hier im Kiez ist eine Katastrophe – das Thema gehört dann aber wohl ins Jammertal). Wohin es geht? Für acht Wochen (!) nach Südfrankreich (hier könnt ihr übrigens ihren Erfahrungsbericht zu diesem Abenteuer mit Baby lesen).
Aber hey, das ist ja immerhin noch der gleiche Kontinent und somit fast um die Ecke. Vor allem im Vergleich zu den mutigen Weltreisenden, die ihrem vier Monate alten Spross auch mal ein paar zehnstündige Flüge inklusive Zeitzonenwechsel in wenigen Wochen zumuten und die Elternzeit anscheinend einmal nutzen möchten, um das zu tun, wozu man bisher nicht kam. Da ist Südfrankreich ja fast schon öde.
Unser Urlaub mit Baby geht „nur“ an die Ostsee – oder: Hilfe, sind wir langweilig?!
Ich muss gestehen, dass ich uns schon für total mutig halte, da wir in ein paar Monaten für eine Woche mit Junior an die Ostsee fahren. Das Reiseziel hat sich bei uns bewährt, denn auch die letzte Reise vor der Geburt ging mit Papa Junior an die Ostsee. Die Gründe für dieses Ziel? Hochschwanger wollte ich keine weiten Strecken mehr zurücklegen und für die Geburt in einer schönen Umgebung Kraft und Ruhe tanken.
Die Gründe dafür, dass unsere erste Reise mit den Kleinen weder mehrere Wochen umfasst noch in die Ferne geht? Ganz einfach: Eine stundenlange Flugreise, ein Wechsel der Zeitzone, extreme klimatische Bedingungen und das Risiko, dass unser noch nicht mit allen Impfungen versehener Junior sich in exotischer Umgebung eine exotische Krankheit einfängt, widersprechen unserer Vorstellung von einem für alle entspannten Urlaub. Die Dauer unseres Urlaubs umfasst nicht mehrere Wochen oder gar Monate, da wir den Luxus der gemeinsamen Elternzeit im Wochenbett genießen konnten und mehr Jobauszeit für Papa Junior nicht rauszuholen war.
Mir ist das Neu-Mama-Leben mit Baby auch ohne exotisches Reiseziel oder Camping-Abenteuer aufregend genug …
Während andere Eltern also von Reisen schwärmen, die ich mir mit Baby als nervenaufreibend vorstelle und für die ich wohl einfach nicht mutig genug bin, erfreuen wir uns am ganz normalen Alltag zu Hause. Und es ist kaum zu glauben, aber langweilig ist uns trotzdem keine Sekunde. Jeden Tag entdeckt Junior mehr von der Welt. Auf die Entdeckung ferner Länder und Kontinente muss er noch ein bisschen warten.
Ich gönne aber allen Eltern, die sich für eine längere Reise mit Baby entscheiden, eine tolle Zeit. Vermutlich wird eine überwältigende Mehrheit der Weltenbummler diese Erfahrung als eine der besten ihres Lebens einschätzen. Und ich habe ja auch etwas von den Flugmeilensammlern: Sehr gern höre ich mir nämlich die Abenteuer der Rückkehrer an. Inklusive Fotoschau versteht sich. So wird mein Alltag noch ein bisschen spannender 😉
Wie ist das bei euch? Habt ihr eure Elternzeit für eine längere Reise genutzt oder hat auch euch zu Hause nichts gefehlt?
Nur ein ganz kleines bisschen neidisch zu den mutigen Abenteurer-Eltern hinüber schielend grüßt euch
eure Jana